Ironman Switzerland Zürich

Ich kenne da jemanden, der ist 2017 beim Ironman in Zürich zu seiner ersten Langdistanz gestartet, und hat dann nach etwas über 12 Stunden im Ziel gesagt: „tolle Erfahrung, aber jetzt hab ich‘s gesehen“.

 

Etwa 3 Tage später hat er sich für 2018 angemeldet 🙄

Dieses Rennen hat am letzten Juliwochenende stattgefunden und der, von dem hier berichtet wird, ist mein Mann Stefan Niederbacher.

 

Ein Aussenstehender hat vermutlich keine Ahnung was es heisst sich auf eine Ironman Langdistanz vorzubereiten. Die Halbdistanzen von 1.9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21 km laufen dienen da beinahe nur der Vorbereitung. Dazu gibt es im Winter stundenlange Radfahrten im Keller auf der Rolle, im Sommer wird mal eben der Bodensee oder das Ijsselmeer in Holland umrundet, nicht zu vergessen die Stunden im Greifensee und Hallenbad, dazu ungezählte (aber getrackte) Laufeinheiten.

 

Das alles hatten „wir“ bis zum 29.07. also schon hinter uns und jetzt wurde es wieder ernst. Zur Einstimmung auf den grossen Tag fand am Freitag Nachmittag das Briefing statt, das für alle Athleten obligatorisch ist. Hierbei werden die Regeln erläutert, auf Besonderheiten hingewiesen und alle schon mal in Stimmung gebracht. Die Ausgabe der Startunterlagen war ebenfalls am Freitag.

Am Samstag werden die Fahrräder eingecheckt und dann heisst es nur noch warten auf den grossen Tag.

 

Da so eine Langdistanz nicht nach 2 oder 3 Stunden fertig ist, fällt der Startschuss schon um 20 vor 7 für die Profis und 5 Minuten später werden die Age-Grouper ins Wasser gelassen.

Apropos Wasser: Durch die lange Hitzeperiode im Juli hatte sich der Zürichsee auf 24.6 Grad aufgeheizt. Und die Grenze ab der nicht mehr mit Neopren geschwommen werden darf, liegt bei? Richtig, 24.5 🤪

Die meisten finden das nicht lustig und Stefan hat seine erwartete Zielzeit auch direkt mal um 20 Minuten korrigiert. Langsamer versteht sich.

Ausser Stefan waren noch 4 weitere 3star Cats im Rennen. Bei den Profis startete Sven Riederer. In der AK 18 bei den Frauen ging Gabriela Abplanalp ihre erste Langdistanz an, genauso wie Bruno Stutz in der AK 55 und Frank Spengler in der AK 45 der Männer. Jamie Albert wollte eigentlich auch antreten, aber ihre Verletzung aus dem Autounfall kurz vor dem Rennen in Rapperswil liessen es leider immer noch nicht zu. Noch mal gute Besserung!

Apropos Startschuss: Zum Start wurde am Ufer eine richtig fette Kanone abgefeuert. Und dann ging’s ab ins Wasser.

Für mich hiess das erst mal: Frühstück. Äh... Ein Gipfeli. Kein Kaffee. Was das angeht ist der Start- und Zielbereich etwas dürftig aufgestellt. An einem Stand eine elend lange Schlange, am anderen eine streikende Kaffeemaschine.

Aber zurück zum Sport 😊

 

Es dauerte eine Stunde und 34 Minuten bis Stefan wieder aus dem Wasser kam. Nun ja, es gab schon schnellere Katzen 😉 aber Hauptsache heile. Und hey, das sind 3.8 Kilometer! Ich hab mich natürlich ganz doll gefreut dass er wieder da war und ihn in der Wechselzone angefeuert und dann auf die grosse Radtour geschickt.

Jetzt begann für mich die Hektik. Ich hatte mir vorher einen ganz präzisen Plan zurecht gelegt, wann ich mit welcher S-Bahn wo hinfahre um ihn dann unterwegs auf der Strecke zu fotografieren und ihm zuzujubeln.

Der Plan sah nun vor, dass ich mit der Bahn von Wollishofen zum Hauptbahnhof fahre, dort umsteige zum Stadelhofen und anschliessend in die Forchbahn. Von der Geschwindigkeit der Anschlüsse hängt dann ab, ob ich bis nach Egg fahre oder nur bis Forch weil die Zeit nicht reicht. Eigentlich wollte ich mal nach Männedorf oder so, aber Stefan ist so schnell, bis ich mit der S-Bahn da bin, ist er schon lange vorbei. Zum Glück bin ich auch recht schnell beim Umsteigen 😝, ich habe die passende Forchbahn bekommen und bin bis Egg gefahren. Das war gar keine so gute Idee, da ist es eigentlich recht langweilig, da steht so gut wie niemand am Rand und feuert die Athleten an, die da in der Hitze ihr Bestes geben. Ja, Hitze. Obwohl es erst gerade mal 10 Uhr war, hat die Sonne ☀️ schon reichlich gebrannt. Also hab ich da mal ein bisschen Krach gemacht.

Nach einer Weile kam Bruno vorbei, er hat mich eher bemerkt als ich ihn. Drei Minuten später folgte Stefan. Ihn habe ich rechtzeitig bemerkt und meine Lautstärke noch mal gesteigert. Ich glaube die Anwohner von Egg waren froh als ich wieder weg war... 😇

 

Nachdem Stefan durch war, bin ich wieder in die Forchbahn zum Stadelhofen gehüpft. Obwohl ich nur etwa 10 Minuten warten musste, ist Stefan lange vor mir wieder in Zürich gewesen. Die Ironman-App hat mir Bescheid gegeben als er am Heartbreak-Hill durch war, dann ging es nicht mehr lange und er kam wieder am Sechseläutenplatz vorbei den See entlang gebraust. Noch mal anfeuern und fotografieren und schnell wieder zum Stadelhofen rüber. Nächstes Ziel war Bubikon. Der S-Bahn-Fahrer hat mir die Tür vor der Nase zu geschlossen 😣. Zum Glück gibt es nach Bubikon einen dichten Takt. Sowieso bin ich ein grosser Fan vom ZVV, nicht nur an diesem Tag. In Bubikon dauerte es noch ein paar Minuten bis Stefan erwartungsgemäss vorbeifuhr. Die Zeit habe ich sinnvoll mit dem Anfeuern der anderen Radfahrer verbracht, sehr zum Missfallen einiger Anwohner. Statt das Rennen zu betrachten, wollten die doch lieber im Garten sitzen und sich unterhalten und fühlten sich durch mich gestört 😇 . Ob ich nicht mal leise sein könnte... 😝 ich war dann mal eine Minute ruhig... dann kam Stefan 😁 dann war fertig Ruhe 😂

 

Danach hab ich mich schnell vom Acker gemacht. In der Bahn hab ich dann in Ruhe mal überschlagen können, ob Stefan überhaupt gut in der Zeit lag. Bislang war ich so vereinnahmt von Fahrplänen, umsteigen, Fotos machen, Facebook posten und zwischendurch noch WhatsAppen... was für ein Stress 😅 Das sah gut aus, voll im Plan. 

Für mich war es Zeit zur Wechselzone zurück zu gehen. 

Nach 5 Stunden und 35 Minuten 😵, gegen viertel nach 2, trudelte Stefan in die Wechselzone ein. Er sah fröhlich aus (nach 180 Kilometern Radfahren 🤪) und freute sich mich zu sehen. Was ihn weniger begeisterte, waren die Temperaturen die ihn dann auf der Laufstrecke erwarteten. Es war einer der heissesten Tage, kein Wölkchen am Himmel. Jetzt ging es auf 4 Runden durch Zürich. Während er auf der ersten Runde war, lief Sven Riederer als 7. Profi nach 8 Stunden und 24 Minuten ins Ziel. Für mich eine unvorstellbare Leistung, grossartig 🤩

Ich bummelte an der Laufstrecke entlang Richtung Bürkliplatz, immer zwischendurch den Läufern zurufen, Mut machen, anfeuern. Die einen sahen völlig fit aus, andere quälten sich sichtlich. Das würde noch schlimmer werden in den nächsten Stunden. 😣

 

Einige Male lief Stefan an mir vorbei, hin und wieder zurück, er wirkte wesentlich entspannter als im letzten Jahr, obwohl es nicht kühler war. Die gute Vorbereitung zahlte sich aus. Als er in die vierte Runde startete, bin ich allmählich Richtung Ziel gegangen, schon mal einen Platz in der ersten Reihe sichern, wo ich gut gucken konnte. Die Sonne brannte immer noch, es war nach sechs Uhr., so heiss, schon das stehen und warten machte mich fertig. Rennen? Nein danke 😜

Das ist toll dort zu stehen und die Zieleinläufe zu beobachten. Die Freude, die Emotionen, das ist der Wahnsinn. Es gibt vereinzelt Sportler, die laufen wie ungerührt über die Ziellinie, ob die zu fertig sind sich zu freuen oder ob die das schon so oft gemacht haben, dass es Routine ist, keine Ahnung. Aber bei den meisten überwiegt die Freude. 

Halb sieben, jetzt müsste er bald kommen. Um 18:39 Uhr war es soweit, nach 11 Stunden und 39 Minuten lief er sichtlich begeistert ins Ziel. Ich bin sooo stolz auf ihn 😍

 

Um kurz nach 7 ist Frank Spengler mit einer Zeit von 12:15 ins Ziel gekommen, wenige Minuten später ist Bruno Stutz mit 12:13 gefinished. Respekt!

Gabi Abplanalp ist nach 14 Stunden und 49 Minuten fertig mit ihrer ersten Langdistanz. Starke Leistung!

Ich wünsche allen Teilnehmern eine gute Erholung und gratuliere ganz herzlich.

Und irgendwie hab ich das Gefühl, dass es für Stefan auch dieses Mal nicht die letzte Langdistanz war......

 

 

Bericht: Annette Niederbacher